Deutschland: Seit Monaten fordern Politiker und Experten Menschen und Unternehmen auf, weniger Gas zu verbrauchen.
Deutschland befindet sich seit Juni auf der höchsten Stufe des Notfallplans für die Gasversorgung. Auch wenn sich der Staat in dieser Phase nicht direkt einmischt, indem er Dinge herunterfährt, gibt es bereits Möglichkeiten, Energie zu sparen, etwa die Aussetzung der Mindesttemperatur in Mietwohnungen oder Vorschriften für Werbung und Ladentüren. Darüber hinaus sind die Gaspreise hoch und die Regierung fordert Menschen und Unternehmen immer wieder auf, weniger Gas zu verbrauchen.
Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft ist der Erdgasverbrauch in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 14,8% gesunken. Das liegt daran, dass die Leute Geld gespart haben und das Wetter wärmer war. Dennoch müsse noch mehr getan werden, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende des BDEW-Vorstands, heute erneut auf einer Pressekonferenz.
Gasverbrauch: Über 30% verbraucht die Industrie schon
Laut der heute veröffentlichten Jahresstudie des BDEW wird im Jahr 2022 mehr als ein Drittel und damit der Großteil des Gases in Deutschland industriell genutzt. Die Erzeugung von Wärme für industrielle Vorgänge wie Gießen, Brennen und Härten ist der Hauptzweck in der Fertigung. Die Glas- und Keramikindustrie, die Papierindustrie, die metallverarbeitende Industrie, die chemische Grundstoffindustrie sowie die Lebensmittel- und Düngemittelindustrie haben einen hohen Gasverbrauch.
Laut BDEW ging der Industrieverbrauch um rund 14% auf 317 Milliarden Kilowattstunden (kWh) zurück. Das ist der niedrigste Wert seit der Wirtschaftskrise 2009. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und dem Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre ist der Gasverbrauch seit September, als Russland alle Exporte einstellte, um mehr als 20 Prozent zurückgegangen.
Einsparungen von 15% in privaten Haushalten
Mit einem Anteil von rund 31% liegen die privaten Verbraucher beim Erdgasverbrauch an zweiter Stelle. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat deshalb in den vergangenen Monaten mehrfach zum Energiesparen aufgerufen. Der BDEW-Bericht sagt, dass der Haushaltsverbrauch, der den Verbrauch der Wohnungsbaugesellschaften einschließt, im Jahr 2022 um etwa 15% sinken wird. Aber der Hauptgrund ist, dass das Wetter das ganze Jahr über wärmer ist.
Die zusätzliche Untersuchung des Wirtschaftsverbandes zeigt jedoch, dass auch eine Verhaltensänderung festgestellt werden kann. So verbrauchten einzelne Nutzer seit September acht Prozent weniger Strom im Vergleich zu Herbstheizperioden mit vergleichbar kühlen Tagen. „Die Verbraucher sind besorgt über mögliche Probleme bei der Gasversorgung und den starken Anstieg der Heizkosten.
Viele Haushalte tun bereits, was Verbraucherschützer meist vorschlagen, wie etwa die Raumtemperatur zu senken, die Vorlauftemperaturen ihrer Heizungsanlagen anzupassen oder weniger Warmwasser zu verwenden.